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Predigt am Kiliani-Sonntag

4. Juli 2021

Evangelium: Mt 5,1-11

Man könnte versucht sein abzuwinken! Ja, die Seligpreisungen Jesu. Schon vor 2000 Jahren haben sie nicht in die Zeit gepasst, wie soll das heute gehen?

  • Arm vor Gott, was soll denn das?
  • Trauern, das kann doch kein Ideal sein?
  • Keine Gewalt anwenden! Wir sehen das Gegenteil, die Gewalt, täglich im Fernsehen.
  • Hunger und Durst haben nach Gerechtigkeit. Klingt ja gut, aber wird nicht oft das Recht mit Füßen getreten - auch bei uns?
  • Barmherzig sein, ein reines Herz haben, Frieden stiften, sich um der Gerechtigkeit willen der Verfolgung aussetzen: Das mag ja alles wunderbar klingen, aber:

Vielleicht bleibt doch keine andere Wahl als abzuwinken. Passt nicht - hat eigentlich noch nie gepasst! Die Welt - unsere Welt, sieht doch anders aus!

Winken wir nicht zu schnell ab, geben wir uns nicht zu schnell geschlagen mit dem, was uns das heutige Evangelium zumutet oder wozu es uns vielleicht auch motiviert! Wir haben es hier zu tun mit den ersten Sätzen der so genannten „Bergpredigt“ Jesu.

Noch heute wird auf einer Anhöhe beim See Genezareth, auf dem „Berg der Seligpreisungen“ diese Bergpredigt gelesen und ein Bezug zur Gegenwart eingefordert.  Von diesem Berg geht der Blick in die Weite, über den See und in die galiläischen Berge.

  • Für das Volk Israel waren die Berge immer Orte der Gottesbegegnung. Denken Sie nur an den Berg Sinai, wo Gott sich Mose offenbart hat als der Ich-bin-da und wo er seinem Volk die 10 Gebote überreicht hat.
  • Oder denken Sie an Jesus: Auf dem Berg Tabor wird er vor den Augen seiner Jünger verwandelt und sie erkennen ihn als die geliebten Sohn Gottes, auf den sie hören sollen. - Am Ölberg ringt er in Todesangst mit seinem Vater: „Wenn du willst, dann lass den Kelch an mir vorüber gehen…“

Berge, Orte der Gottesbegegnung, Berge, Orte, an denen die Menschen göttlichen Wegweisung erfahren. Der Berg der Seligpreisungen, ja die Seligpreisungen Jesu selber, sie haben auch uns heute etwas zu sagen. Sie erzählen von der neuen Lebensordnung Jesu, sie leiten an, anders zu denken als es die gängige Meinung der Welt ist. Sie motivieren, nach dem Reich Gottes unter uns Menschen zu suchen.

Schauen Sie mit mir auf die Frankenapostel: Kilian, Kolonat und Totnan kamen im 7. Jahrhundert aus Irland in unser Gebiet. Immer wieder haben sich damals Wandermönche und Ordensfrauen aus dem angelsächsichen und irischen Bereich aufgemacht, um auf dem Festland zu missionieren. Sie waren getragen von einem großen Sendungsbewusstsein. In ihren Klosterschulen hatten sie das Evangelium kennengelernt und wollten es in andere Länder bringen.

Missionsarbeit in der damaligen Zeit war kein Zuckerschlecken und kein Ferienausflug auf das europäische Festland. Heidnische Götterkulte und lokale Herrscher-Dynastien machten, dass es immer wieder zu Konflikten kam. Mir kommt Bonifatius in den Sinn, der ca. 30 Jahre nach Kilian zum großen Missionar der Deutschen wurde. Wie Kilian und seine Gefährten Kolonat und Totnan musste Bonifatius seine Missionstätigkeit ebenfalls mit dem Leben bezahlen.

Was Kilian und was Bonifatius, wie viele andere Missionare im Gepäck hatten, das war das Evangelium, das waren die Seligpreisungen:

  • Was Jesus gelehrt und getan hat, das haben sie verkündet, dafür sind sie mit ihrem Leben eingestanden.
  • Und was Jesus gelehrt und getan hat, davon lassen wir auch heute nicht, im Jahre 2021!

Wir sind heute - lassen Sie mich es ein wenig pathetisch sagen - die „Frankenapostel“, diejenigen, die sich nicht abwenden vom Evangelium, die nicht abwinken und sagen: Alles schön gesagt, nur die Realität ist eine andere! Wir lassen uns betreffen und suchen, das zu verwirklichen, was wir von Jesus und seinem Evangelium verstanden haben.

Das mag alles sehr begrenzt sein, das mag alles sehr bescheiden klingen, was wir tun können. Aber: Tun wir es, so gut wir eben können:

  • Werden wir arm in den Augen Gottes - nicht protzsüchtig vor der Menschen!
  • Seien wir ruhig auch traurig über das, was in der Welt nicht in Ordnung ist, was uns - ehrlichen Herzens - die Tränen in die Augen treiben kann!
  • Versuchen wir, Gewalt nicht mit Gegengewalt zu beantworten, sondern Wege des Friedens zu gehen!
  • Nennen wir Ungerechtigkeit beim Namen - in unserer Gesellschaft, wie auch in unserer Kirche - und suchen wir, Gerechtigkeit zum Maßstab unseres Handelns zu machen!
  • Begegnen wir einander und uns selbst mit einem warmherzigen Gemüt, verstellen wir uns nicht und suchen wir den Frieden und die Gerechtigkeit!

Die Seligpreisungen Jesu sind keine abgefahrenen Worte eines Spinners und idealistischen Wanderpredigers,der vor 2000 Jahren gelebt hat! Nein, die Seligpreisungen Jesu fordern uns heraus - als Kirche, als Pfarrgemeinde, in unserer Familie und natürlich ganz persönlich.

Mir scheint, dass wir uns nicht genug mit den Seligpreisungen Jesu auseinandersetzen können. Es lohnt sich, mit Jesus an seiner neuen Welt zu arbeiten, sein Reich - wie immer es uns möglich ist - in unsere Welt hinein leuchten zu lassen. Unsere Welt, unsere Kirche braucht die Art und Weise zu leben, wie sie Jesus uns vorgelebt und uns als Vermächtnis hinterlassen hat.

Menschen, die daraus gelebt haben, haben die Welt geprägt, und auch wir können das: Vielleicht nicht die große und weite Welt, aber zumindest unseren kleinen Lebensbereich, den wir in Demut, aber auch im Gottvertrauen prägen können.

Möge uns der Heilige Kilian mit seinen Gefährten dazu Mut machen und unser Bemühen segnen! Amen.

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Bild: Martin Manigatterer In: Pfarrbriefservice.de

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